Die »Goldene Bar« im Haus der Deutschen Kunst 1937 (Teil 2 von 3)

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Inhalt:

Teil 2: Karl Heinz Dallinger, der Maler der »Goldenen Bar«

[Lesedauer: 28 Minuten]

Karl Heinz Dallinger, der Maler der »Goldenen Bar«, wurde 1907 als Sohn des Malers Sigmund Dallinger geboren, dessen Schwerpunkt auf Glasmalerei lag.[59] Von Sommersemester 1927 bis 1932 studierte Karl Heinz Malerei bei Julius Diez an der Akademie der Bildenden Künste in München.[60] Aus Dallingers Akademietagen kursiert ein graphisches Plakat für einen Studentenball im Internet, das auf 1929 datiert wird.[61] Zudem trat er 1929 und 1930 als Verantwortlicher für die Raumgestaltung von studentischen Faschingsfeiern namens »Schwabylon« in Erscheinung.[62] Die Nähe zur künstlerischen Bergleitung von Festen und bacchantischen Zusammenkünften, die in der »Goldenen Bar« vielleicht ihren Höhepunkt finden sollte, lässt sich somit früh in Dallingers Schaffen beobachten. Gleichzeitig zeigt sich bereits seine Nähe zum Nationalsozialismus: Im März 1930 gehörte er dem NS-Studentenbund an und trat im Mai 1933 der NSDAP bei.[63] Zwei Jahre später urteilte die NS-Presse wohlwollend über den nunmehr 28-jährigen Dallinger: „Weltanschauliche Haltung und Festigkeit sowie Einsatz für den nationalsozialistischen Staat: einwandfrei!“[64]

Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München, 1919 – 1931, Abb. 104, Nr. 4, https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00091306/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00091306&seite=104 (24.03.2024).

Künstlerisch machte er sich zunächst einen Namen durch Fresken an Häusern oberbayrischer Gebirgsdörfer.[65] In Bayrischzell gestaltete er beispielsweise die Fassade des Postamts mit einer Genreszene,[66] die exemplarisch für weitere Aufträge an Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden steht.[67] Die Nähe zur bayrischen Lüftlmalerei zeigt sich in seinem Werk vor allem da, wo er direkt auf die Wand malte.[68] 1937 wurde Dallinger an die Staatsschule für angewandte Kunst in Nürnberg berufen.[69]

Postamt in Bayrischzell, Haupteingang, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 54, H. 19, 250, https://delibra.bg.polsl.pl/dlibra/publication/26548/edition/24397 (24.03.2024).

1939 zählte er zu dem Kreis der Künstler und Wissenschaftler, die durch Adolf Hitler anlässlich seines 50. Geburtstags in den Professorenstand erhoben wurden.[70] Noch im selben Jahr wechselte er als Leiter der Klasse für dekorative Malerei an die Akademie für angewandte Kunst in München.[71] Nachdem er 1940 in die Wehrmacht eingezogen wurde, betätigte er sich Rahmen einer Propagandakompanie (PK) als Kriegszeichner in Frankreich, Russland und Sizilien.[72]

Abseits seiner Lehrtätigkeit war Dallinger als freischaffender Künstler tätig. Was die eingesetzten Kunsttechniken angeht, zeigte er eine große Bandbreite: Neben Malerei in Gouache und Tempera gestaltete er Fresken und Mosaike – Kunstformen, die prinzipiell untrennbar mit der Wand und dem Ort ihrer Anbringung verbunden sind.[73] „Die Vielseitigkeit des noch jungen Künstlers“, lobte 1939 eine NS-Zeitschrift für Jugendliche, „läßt ihn jeder gestellten Aufgabe gerecht werden, und seine dekorative Kunst ist schon heute mit der Baukunst des Dritten Reiches untrennbar verbunden.“[74] Eine eigene, besonders von den Nazis geförderte Kunsttechnik waren Wandteppiche, die nach dem französischen Vorbild aus dem 17. Jahrhundert „Gobelins“ genannt wurden. Obwohl sie als typische Repräsentationsform des Ancien Régime nicht so recht in das betont bürgerliche Selbstverständnis der NSDAP passten, hatten Hitler und die Parteiführung das Medium Gobelin entdeckt, um Orten und Anlässen eine besondere Würde und Schwere zu verleihen. Sie waren ein beliebtes Mittel zur Inszenierung der Macht. Karl Heinz Dallinger nahm zwischen 1936 und 1940 zahlreiche solcher Aufträge an.[75]

Bei den Auftraggebern handelte es sich in der Regel nicht um Privatpersonen oder Unternehmen, sondern um NS-Einrichtungen wie die Reichsschulungsburg der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der NSDAP in Erwitte[76] oder das Büro der NSDAP-Gauleitung der Ehrenhalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.[77] Auf dem Kreuzfahrtschiff „Robert Ley“ der NS-Freizeitorganisation Kraft durch Freude (KdF) konnte er einen Wandteppich zum Theatersaal beitragen.[78] Eine große Gruppe von Arbeiten innerhalb von Dallingers Werk waren Auftragsarbeiten für militärische Institutionen, unter denen insbesondere die Luftwaffe durch eine Vielzahl von Aufträgen für Wandbehänge in ihren Standorten und insbesondere in Offizierskasinos herausstach.[79]

Auf einen Drink im »Führerbau«

Zu den Umständen, wie Dallinger an den Auftrag für die »Goldene Bar« im Haus der Deutschen Kunst gekommen war, finden sich verschiedene Angaben.[80] Aufgrund dieses Erfolgs verpflichtete Gerdy Troost ihn jedenfalls für Wandmalereien im »Führerbau«, der im Herbst 1937 als weiteres großes NS-Bauprojekt eröffnet wurde.[81] Am Königsplatz, dem Zentrum der Maxvorstadt, entstand das Zentrum der NSDAP in der »Hauptstadt der Bewegung«.[82] In prominenter Lage an der Ostseite des Platzes hatte Hitler ein Repräsentations- und Dienstgebäude in seiner Eigenschaft als Chef der NSDAP erhalten, welches wie das Haus der Deutschen Kunst ursprünglich von Paul Ludwig Troost entworfen worden war.[83]

Der »Führerbau« am Königsplatz von Norden aus gesehen. Hinter jeweils den ersten beiden Fenstern an der dem Betrachter zugwandten Ecke des 1. Obergeschoss war die Bar. Bild: Gerdy Troost, Das Bauen im Neuen Reich, 5. Aufl., Bayreuth: Gauverlag 1942.

Auch im Inneren waren die Gestaltung und Anordnung der Räume auf die Inszenierung der Macht und insbesondere auf die Person des »Führers« zugeschnitten: Ihm war die Beletage vorbehalten: Über dem rechten Eingang des Hauses hatte er sein Arbeitszimmer (1), um von hier aus bei Bedarf auf den Balkon treten und über eine Lautsprecheranlage zu den versammelten Massen auf dem Königsplatz sprechen zu können.[84] Entlang desselben Flures gab es an der Straßenseite Richtung Norden eine Folge von Räumen, die zunächst für Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß vorgesehen waren, dann aber für den Empfang wichtiger Gäste als repräsentative Erweiterung der Räume des »Führers« konzipiert wurden:[85]

»Führerbau«, Grundriss 1. Obergeschoss, Zustand 1937.

An einen langgestreckten Saal namens »Wandelhalle« (2), der als Gesellschaftraum dienen sollte, schlossen sich ein großzügiges Rauchzimmer (3) und schließlich, in der nordwestlichen Ecke des 1. Obergeschosses, eine Bar an (4). Hier fand sich das typische Mobiliar wie Gläserschrank, Bartisch und Barhocker,[86] aber auch eine umlaufende Sitzbank und Bistrotische mit Stühlen waren ähnlich wie in der »Goldenen Bar« zu finden. Eine Tanzfläche in der Mitte des Raumes oder Platz für Musiker waren indes nicht vorgesehen. Der Zugang zum Bereich hinter der Theke erfolgte anscheinend durch einen zweiten Zugang im Osten durch einen Wirtschaftsraum mit Geschirrschränken und Spülen sowie einen Anrichteraum (5). Im Keller des »Führerbaus« gab es, angegliedert an die Großküche, Kühlräume, in denen Roheis hergestellt und über einen Dienstaufzug direkt herbeigebracht werden konnte.[87]

»Führerbau«, Westflügel, 1. Obergeschoss, Bar, Grundriss mit Möblierung, Zeichnung Atelier Troost, 1938, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Inventarnummer Photothek: ZI-0976-03-00-385451, https://artsandculture.google.com/asset/m%C3%BCnchen-f%C3%BChrerbau-der-nsdap/BgFLkSXT_oLE_w?hl=de (24.03.2024).

Die Wandmalereien der Bar führte Karl Heinz Dallinger 1939 aus. In bunten Farben malte er Allegorien auf die vier Jahreszeiten in die weißen Wandfelder zwischen den Fenstern und Türen des quadratischen Raumes: Menschen bei der Arbeit im Garten repräsentieren den Frühling, nackte Badende den Sommer und Menschen bei der Apfelernte den Herbst. Der Winter wird durch drei Fastnachtshexen vertreten, die im Schnee um einen Baum herumtanzen.[88] Über den beiden Türstürzen finden sich fliegende Kraniche sowie eine Pergola mit Weinranken.[89] Der »Führerbau« beherbergt seit 1957 die Hochschule für Musik und Theater München, in deren Bibliothek die Wandbilder noch vorhanden sind. 1977 wurden sie im Zuge allgemeiner Renovierungsarbeiten gereinigt.

München, Hochschule für Musik (ehemaliger »Führerbau«), Innen, 1. Obergeschoss, ehemalige Bar (heute Bibliotheksmagazin), Teilansicht nach Westen mit Wandbild »Sommer« (1939), Foto: Margrit Behrens, 1994, Inventarnummer Photothek: ZI-0975-04-00-382336, https://artsandculture.google.com/asset/munich-university-of-music-former-f%C3%BChrerbau-paul-ludwig-troost/OAHglmEoyiOj9g (24.03.2024).

Indes bestritt Karl Heinz Dallinger bis zu seinem Tod 1997, dass die Malereien von ihm seien.[90] Tatsächlich weichen sie stilistisch von seinem übrigen Werk ab: Die Figuren sind dynamischer und bewegter. Auch seine sonst erkennbare Neigung, Perspektive und Räumlichkeit zu vermeiden,[91] lassen die gekonnt angelegten Szenerien vermissen. Andererseits hätte er im Nachkriegsdeutschland ein starkes Interesse daran haben können, nicht mit Arbeiten aus der unmittelbaren Nähe zu Adolf Hitler in Verbindung gebracht zu werden. Das galt für die »Goldene Bar« umso weniger, als die dortigen Wandmalereien ihr Dasein ab Mitte der 1950er versteckt unter Sperrholzplatten fristeten. Fest steht zum einen, dass Dallinger spezialisiert darauf war, Nazis mit seinen Bildern das Feiern zu versüßen,[92] und zum anderen, dass der »Führer« in seinem Münchener Amtssitz eine Bar einrichten ließ. Im Unterschied zur »Goldenen Bar«, die für jedermann offen war, war die Bar im »Führerbau« hochgestellten Funktionären der Partei und Ehrengästen vorbehalten. Da Hitler das Gebäude nur selten nutzte und hier nur wenige Empfänge abhielt,[93] dürfte die Bar eher durch Rudolf Heß und seinen Nachfolger Martin Bormann, die hier im 2. Obergeschoss ihr Büro hatten,[94] sowie deren Stab genutzt worden sein.

Dekorateur der Macht

Auf den GDK im Haus der Deutschen Kunst war Dallinger zumeist mit einzelnen Exponaten vertreten. 1943 war sein mit Abstand erfolgreichstes Jahr, da er mit neun Zeichnungen und fünf Gemälden in zwei Sälen vertreten war. In diesem Jahr konnte er zudem Arbeiten an Eliten des NS-Regimes verkaufen wie bspw. den berüchtigten Düsseldorfer Gauleiter Friedrich Karl Florian.[95] Drei weitere Werke erstand Albert Speer, der enge Vertraute und bevorzugte Architekt Hitlers. Das war insofern besonders attraktiv für Dallinger, als Speer nicht nur in seiner Eigenschaft als Privatmann Kunst sammelte, sondern auch immer wieder im persönlichen Auftrag des »Führers« Kunst für dessen Bauprojekte angekauft und zusammengestellt hatte, so beispielsweise für den Berghof, Hitlers Refugium am Obersalzberg in Oberbayern, sowie für die Neue Reichskanzlei in Berlin.[96] Abgesehen von den verkäuflichen Exponaten war eine Reihe von Dallingers Bildern anlässlich der GDK nach München ausgeliehen worden und befand sich jeweils im Besitz illustrer Institutionen wie der Neubauleitung Oberkommando der Wehrmacht,[97] des Luftgaukommandos XI Hamburg[98] oder des Reichsluftfahrtministeriums.[99]

Während Dallinger unter anderem mit mediterranen Landschaften vertreten war,[100] zeigte das Haus auch Werke aus seiner Hand, die unmissverständlich das nationalsozialistische Selbstverständnis transportierten: Als „Dekoratives Bild für Offizierskasino der Luftwaffe“ enthielt die Eröffnungsausstellung 1937 ein Bild in derselben Technik, die er auch in der »Goldenen Bar« angewandt hatte: Auf Goldgrund prangte bildfüllend das Hoheitszeichen der NSDAP, der Adler mit Hakenkreuzemblem in den Krallen (Abb. hier). In großen Buchstaben war es mit einem Hitler-Zitat von 1936 versehen: „Ein Volk sind wir und niemand kann es brechen. Ein Volk bleiben wir und keine Welt wird uns je bezwingen.“[101] Das Motiv führte Dallinger in ähnlicher Form auch als Wandteppich für das Luftkreiskommando V in München aus.[102]

„Deutscher Fest- und Speisesaal“ mit dem Dallinger-Mosaik, in: Ellie Tschauner, Handwerk aus aller Welt. von der internationalen Handwerks-Ausstellung in Berlin, in: Innendekoration. Das behagliche Heim 49, Darmstadt & Stuttgart: Alexander Koch 1938, 342, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/innendekoration1938/0356/image,info (11.03.2024).

Der Hakenkreuzadler war zudem prominent auf einem Mosaik vertreten, das nach Dallingers Entwurf auf der Internationalen Handwerks-Ausstellung 1938 in Berlin ausgestellt wurde: An der Stirnseite eines idealtypischen »deutschen« Festsaals prangten die topographischen Umrisse des Deutschen Reichs nach der »Eingliederung« Österreichs, illustriert mit national bedeutsamen Wahrzeichen,[103] ganz ähnlich dem Prinzip der Weinlandschaften in der »Goldenen Bar«. Mindestens siebenmal führte Dallinger das Motiv des Hakenkreuzadlers in verschiedenen Techniken und Variationen aus.[104] Hierbei profitierte der Künstler davon, dass es behördlichen Gebäuden vorgeschrieben war, das Hoheitszeichen anzubringen, ohne dass jedoch standardisierte Reproduktionen genutzt werden durften.[105]

Das nationalsozialistische Weltbild und die Glorifizierung des brutalen Griffs nach der Weltmacht konnten auch subtilere, anscheinend heute noch salonfähige Formen annehmen, wie ein weiteres Exponat auf der Großen Deutschen Kunstausstellung zeigt: Ein riesiger Wandteppich mit Variationen auf Motive des Codex Manesse,[106] der umfangreichsten und berühmtesten deutschen Liederhandschrift des Mittelalters, unterstreicht vordergründig die vermeintliche Größe deutscher Geschichte.[107]

Dargestellt ist die Schlüsselszene der sog. Dollingersage mit ihrem Höhepunkt, der dramatischen Abwehr des heidnischen Ritters Kracko durch den von König Heinrich I. gesandten Bürger Hans Dollinger aus Regensburg.[108] Der Regensburger NS-Kreiskulturwart und Museumsdirektor Walter Boll hatte den Wandteppich 1940 für den Saal des mittelalterlichen Herzogshofs 1940 beauftragt, welcher unter seiner Ägide ab 1937 radikal umgebaut worden war.[109] Bei näherer Betrachtung offenbart die Szene unmissverständliche Zeitbezüge zu Deutschlands Überfall auf Polen im Jahr 1939. Im unteren Bildfeld befinden sich Namen und Wappen eroberter, als deutsch verstandener Städte wie Kraków („Krakau“), Poznań („Posen“) und Gdańsk („Danzig“). Überdies trägt der siegreiche Soldat stilisierte Hakenkreuze auf Schild und Rossharnisch, die wie aus Blumenblättern gesteckt erscheinen.

Abb. links: Dollinger gegen Kracko (Ausschnitt), Foto: Peter Morsbach, Regensburg als Denkmal deutschen Geistes, in: Arbeitskreis Regensburger Herbstsymposion (Hg.), „Zum Teufel mit den Baudenkmälern“. 200 Jahre Denkmalschutz in Regensburg, Regensburg: Dr. Peter Morsbach 2011, 33.

Heiraten unterm Hakenkreuz – in Regensburg ist’s möglich. Herzogssaal Veranstaltungsort, Galerie, https://www.herzogssaal.com/galerie (Screenshot 20.03.2024).

Die mittelalterliche Sage vom einfachen Bürger Dollinger, der im Gefängnis saß und einzig zur Rettung des Reiches freigelassen wurde, ließ sich vor dem Hintergrund der Biographie und des Selbstverständnisses Hitlers noch auf anderer Ebene zu nationalsozialistischer Ikonographie umdeuten: So hatte der »Führer« während seiner Haft in der Festung Landsberg 1924 weite Teile seiner programmatischen Schrift „Mein Kampf“ verfasst und anschließend seine persönliche politische Erfolgsgeschichte geschrieben – die zur größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte wurde. Eine originalgetreue Kopie des Dallinger-Dollinger-Teppichs in voller Größe hängt immer noch im Herzogssaal, der heute vor allem als Event- und Hochzeits-Location dient.[110] [Siehe UPDATE 16.09.2024]

Karl Heinz Dallinger zeigte bis 1945 weder in seiner Biografie noch in seinem Oeuvre Berührungsängste gegenüber dem Nationalsozialismus – im Gegenteil: Eine große Gruppe seiner Arbeiten zeigt eindeutig propagandistische Züge. „Bei einer Vielzahl von Sujets zählte er zu den offensichtlichen Ideologen unter den Künstlern. Insofern war Dallinger […] ein ergebener Dekorateur der Macht.“[111] Zieht man noch die Werke ohne offensichtliche politische Botschaft hinzu, die aber in politisch und symbolisch aufgeladene Kontexte gehörten – und dazu wird man die Malereien in der Bar des Hauses der Deutschen Kunst zählen müssen –, bilden unpolitische Bilder für private Zusammenhänge eine Minderheit. In Dallinger hatte die »Bewegung« einen überzeugten Vertreter gefunden, den man – wäre er als Künstler zu größerer Berühmtheit gelangt – als einen prägenden Gestalter der Ästhetik des Nationalsozialismus betrachten müsste.

Sieht man an der Politik vorbei, erscheint von Anfang an eine besondere Beziehung Dallingers zum Feiern. Seine Arbeiten stehen auffallend häufig im Zusammenhang mit Gastronomie, Kasinos, Speise- und Festsälen sowie feierlichen Anlässen. Der Alkohol ist entweder durch die Wahl der Motive oder durch die funktionalen bzw. räumlichen Kontexte der Bilder ein wesentliches Element. Insofern kann sein damals wie heute berühmtestes Werk, die »Goldene Bar«, eine besondere Herzensangelegenheit gewesen sein, deren aufrichtige Begeisterung abseits aller Politik und Gräuel ihre Wirkung entfalten kann.

Ein Cocktail-Shaker für Siemens: Dallinger nach 1945

Karl Heinz Dallinger überlebte den Krieg und arbeitete anschließend weiter als freischaffender Künstler. Erneut konnte er sich vor allem in den 1950er Jahren Aufträge für Wandmalereien und -teppiche sowie Mosaike sichern.[112] Zu seinen Arbeiten, die wie die »Goldene Bar« zum Teil noch in situ zu sehen sind, zählen beispielsweise die Mosaike an den Giebeln der 1955 ergänzten Seitenflügel der Stuttgarter Kirche St. Eberhard in der belebten Königstraße,[113] vier Gemälde im Parkettfoyer des Düsseldorfer Opernhauses (1956),[114] das große Orpheus-Gemälde im Foyer zum Balkonsaal der Stadthalle Bayreuth (1957), das bereits diverse Umbauarbeiten überlebt hat,[115] oder ein Wandteppich im Sitzungssaal der Deutschen Bank in Düsseldorf (1957).[116]

Dallingers Orpheus mit Gerüst, in: Bauausschuss besichtigt Baustelle des Friedrichsforums, 19.09.2023, https://www.bayreuth.de/bauausschuss-besichtigt-baustelle-des-friedrichsforums (Screenshot 25.03.2024).

Die Aufzählung der Aufträge wirkt wie die Fortsetzung der Tätigkeiten Dallingers vor 1945, nur unter bundesrepublikanischen Vorzeichen. Das muss nicht immer zufällig geschehen sein: Als er beispielsweise 1956 das Steinmosaik „Erde“ für die Technische Schule der neugegründeten Luftwaffe der Bundeswehr (TSLw 2) in Lagerlechfeld ausführte,[117] dürften dort gerade in der Führungsriege Männer tätig gewesen sein, die genauso wie der beauftragte Künstler auf Berufserfahrung vor 1945 zurückblicken konnten. Möglicherweise bestanden hier noch Kontakte von Dallingers zahlreichen Arbeiten für die Luftwaffe des Dritten Reiches.

Beinahe wäre Professor Dallinger, wie er sich nach wie vor nennen ließ, sogar an der Gestaltung des operativen Herzes der jungen Demokratie beteiligt gewesen: Das 1950 gebildete „Fachgremium für Fragen der bildenden Künste“, das beim Bundesminister der Finanzen angesiedelt war,[118] lobte 1957 einen Wettbewerb zur Ausstattung des Plenarsaals des Bundesrats in Bonn aus. Drei Künstler – darunter auch Dallinger – wurden eingeladen, Entwürfe zum Thema „Das Gesetz“ für den Vorraum einzureichen.[119] Die erhaltenen Arbeiten führten jedoch in den Augen der Jury zu „keiner dem Raum entsprechenden und dem heutigen künstlerischen Empfinden befriedigenden Lösung“.[120] Den Zuschlag erhielt die Textilkünstlerin Edith Müller-Ortloff mit ihrem heute verschollenen Wandteppich „Farbfuge“.[121]

Ein erfolgreich ausgeführter Auftrag Dallingers im Nachkriegsdeutschland sei besonders hervorgehoben: 1959 konnte er den Kasino-Saal des neuen Siemens-Hauses am Lindenplatz in Hamburg mitgestalten,[122] für den er eine Serie von Einzelgemälden schuf. Wie zufällig verteilten sich die unterschiedlichen Formate an einer Wand des Kasinos über die weiße Fläche. Passend zum Zweck der Räumlichkeiten enthielten sie Stillleben-Motive zum Thema Essen und Trinken. Eines der Bilder zeigte in kubistisch beeinflusster Manier fünf Spirituosenflaschen, zwei Cognacschwenker auf einem Tablett, ein Schnapsglas, einen gelösten Korken und am linken Bildrand einen Cocktailshaker, genauer gesagt einen Tin-in-Tin Boston Shaker.[123] Mit 20 Jahren Verspätung findet sich hier der eindeutige Verweis auf die Cocktailkultur, den die Ausstattung der »Goldenen Bar« vermissen lässt. Das alkoholische Stillleben ist heute leider jedoch verschollen. Das Kasino in der obersten Etage des Hamburger Siemens-Hauses wurde in den 1980ern durch eine Kantine im Erdgeschoss ersetzt.[124]

Stillleben »Getränke« aus der Serie im Kasinosaal des Siemenshauses in Hamburg, Lindenplatz 1959, in: Christlieb 1960, 218.

Dallinger war also nach dem Krieg nicht nur der engen Beziehung zwischen Wand, Bild und Raum treu geblieben, sondern auch seiner Vorliebe für die Gestaltung von Orten des Feierns und Trinkens:

„Man glaubt an der genüßlichen Ausführung und der gelassen-heiteren Stimmung dieser Stilleben zu verspüren, daß sie zu den Aufträgen gehört haben, die Dallinger die größte Freude gemacht und die vom Besteller mit ebensolcher Freude aufgenommen wurden.“[125]

Das freundliche Urteil des Künstlerkollegen Wolfgang Christlieb über die Arbeiten im Siemens-Haus erschien 1960 in der Zeitschrift „Die Kunst und das schöne Heim“, die im Dritten Reich noch unter dem Namen „Die Kunst für Alle“ über Dallingers Arbeiten berichtet hatte. Nach wie vor erschien sie im Verlag der Münchener Familie Bruckmann, die als frühe Förderer Hitlers in Erscheinung getreten waren. Wie erwähnt hatten sie den späteren »Führer« dem Architekten Troost bekannt gemacht, in dessen Bauten Dallinger die Bars ausmalen durfte.

Der Künstler ging in der BRD auch einer geregelten Arbeit nach: In der Kammgarnspinnerei Schachenmayr, Mann & Co. in Salach bei Göppingen arbeitete er zunächst als Lehrer für Textildesign, übernahm später die Leitung der Werbeabteilung und wurde 1981 als 74-jähriger sogar Geschäftsführer des Unternehmens, das 2022 sein 200-jähriges Bestehen feierte. Karl Heinz Dallinger starb am 2. Mai 1997 in München.[126]

Wie Dallinger bestand auch das Haus der Deutschen Kunst nach dem Krieg fort. Im Unterschied zu manch einem Nazi nach 1945 diente die Namensänderung hier jedoch nicht dem Kaschieren der eigenen Rolle im Dritten Reich.

UPADTE 16.09.2024
Laut einem Bericht des Online-Magazins regensburg-digital.de vom 04.09.2024 wurde der Dallinger-Dollinger-Teppich jüngst anlässlich einer Nachfrage zweier Stadtratsmitglieder abgehängt. Die Event-Location Herzogsaal wird durch die Firma Pro Gastro GmbH als Pächterin betrieben. Besitzerin des Gebäudes ist die Domplatz 3 und Kornmarkt 10 GmbH & Co. KG, die das Gebäude 2002 erworben hat. Aufgrund einer „denkmalschützerisch begründeten Auflage des Denkmalamts“, so die Firma, durfte der Teppich bisher nicht abgehängt werden. Ferner wurde der Teppich 2003 wegen einer Vorgabe des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege durch die zuletzt ausgestellte Kopie ersetzt: „Um den Wandteppich (z.B. vor Zigarettenrauch/gastronomische Nutzung) zu schützen, sollte der Wandteppich entweder hinter einer Glasvitrine hängen oder eine Kopie angebracht werden“. Nach Ansicht der Stadt Regensburg sei das Landesamt auch dafür verantwortlich, dass es hinsichtlich der Kopie bis dato „keine Möglichkeit, die Abhängung zu veranlassen“, gegeben habe. Das Original des Teppichs hatten die aktuellen Besitzer den Museen der Stadt Regensburg geschenkt. Auf die problematische Provenienz und Symbolik des Teppichs im Herzogsaal hatten mindestens seit 2011 Historiker in Publikationen hingewiesen, die mitunter vom Denkmalamt der Stadt Regensburg herausgegeben wurden. (Die aktuellen Vorgänge hatten eine gewisse mediale Aufmerksamkeit hervorgerufen, im Zuge derer mehrfach die obenstehenden Ausführungen von ronnenbar.de zitiert wurden). – Lisa Schnell, „Heiraten unterm Hakenkreuz“, in: Süddeutsche Zeitung. 15.09.2024, https://www.sueddeutsche.de/bayern/regensburg-nazi-teppich-hakenkreuz-herzogssaal-eventlocation-denkmalschutz-lux.BMbVS2rn7EWBX11DQcrCXH (16.09.2024); Stefan Aigner, In Regensburg huldigt ein Wandteppich dem Nazi-Überfall auf Polen – jetzt kommt er runter, in: Merkur.de, 08.09.2024, https://www.merkur.de/bayern/regensburg/in-regensburg-huldigt-ein-wandteppich-dem-nazi-ueberfall-auf-polen-jetzt-kommt-er-runter-93285945.html (16.09.2024); Regensburger Nazi-Teppich wird abgehängt – unrühmliche Rolle des Denkmalschutzes, in: regensburg-digital.de, 04.09.2024, https://www.regensburg-digital.de/regensburger-nazi-teppich-wird-abgehaengt-unruehmliche-rolle-des-denkmalschutzes/04092024/ (16.09.2024); Stefan Aigner, Heiraten unterm Hakenkreuz – in Regensburgs Herzogssaal ist’s möglich, in: regensburg-digital.de, 22.08.2024, https://www.regensburg-digital.de/heiraten-unterm-hakenkreuz-in-regensburgs-herzogssaal-ists-moeglich/22082024/ (16.09.2024).

Teil 1: Der Führer schenkt den Münchenern eine Bar
Teil 3: Die »Goldene Bar« im Krieg und danach


Anmerkungen

[59] Schmidt 2012, 310.

[60] Karl Heinz Dallinger, in: Matrikelbuch 5, 1919-1931, 100, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1919-1931/jahr_1927A/matrikel-0004 (28.12.2023). Schmidt 2012, 310, gibt 1928 an. Vgl. auch Julius Dietz, in: Matrikelbücher, Lehrer, https://matrikel.adbk.de/lehrer/diez-julius (10.03.2024); Prölß-Kammerer 2000, 93 ff.

[61] Hartewig 2018, 138.

[62] Art. Münchner Fasching, in: Münchner neueste Nachrichten. Wirtschaftsblatt, alpine und Sport-Zeitung, Theater- und Kunst-Chronik 82. Jahrgang, Nr. 42, 12.02.1929, 6, https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00133780_00259_u001?page=6,7 (09.02.2024); Art. Noch regiert Prinz Karneval, in: ebd., 83. Jahrgang, Nr. 48, 4, https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00134807_00413_u001?page=4,5 (09.02.2024).

[63] Hartewig 2018, 138 f.

[64] Die Kunstkammer. Illustrierte Monatszeitschrift mit amtlichen Mitteilungen, 1. Jg. (1935) H. II.; zit. n. Hartewig 2018, 139; vgl. Prölß-Kammerer 2000, 95.

[65] Heilmeyer 1938, 314 ff.; Jugend Nr. 2, 10.01.1939, 23 (http://www.jugend-wochenschrift.de/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/44/44_02.pdf (28.12.2023); vgl. Brantl 2007, 55.

[66] J. Hoffmann, Kunst und Kunsthandwerk am Bau: 233 Arbeiten in Stein, Eisen, Holz und anderen Werkstoffen, Stuttgart: J. Hoffmann 1937, 79; Robert Pöverlein, Die bauenden Behörden und das Handwerk, in: Zentralblatt der Bauverwaltung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen. Mit Nachrichten der Reichs- und Staatsbehörden, Jg. 54, H. 19, 250, https://delibra.bg.polsl.pl/dlibra/publication/26548/edition/24397/content (10.02.2024).

[67] Hartewig 2018, 138.

[68] Vgl. Christoffel 1941, 172/176: „Versiegte Quellen der Volkskunst werden aus gutem Erbe durch diese Art des Wandschmuckes neuaufgedeckt.“

[69] Dallinger, Karl Heinrich, in: Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, hg. v. Manfred H. Grieb, München: K. G. Saur 2007, 238. – Schmidt 2012, 310, weiß von einem Lehrauftrag für dekorative Malerei an derselben Institution ab 1935. Die Angaben müssen sich nicht widersprechen.

[70] Vgl. bspw. Künstler und Wissenschaftler werden geehrt, in: Münsterischer Anzeiger – Westfälischer Merkur – Münsterische Volkszeitung. Amtliches Organ des Gaues Westfalen-Nord der NSDAP und sämtlicher Behörden, 88. Jg., 20.04.1929, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/PUZTZZBEVTAYQUQ5AWPXKDOVIVFYPGVM?tx_dlf&issuepage=2&fromDay=7&toYear=1968&fromYear=1937&toDay=2&toMonth=3&fromMonth=1&sort=sort.publication_date+asc&page=4&hit=5 (11.02.2024).

[71] Jugend Nr. 2, 10.01.1939, 23, http://www.jugend-wochenschrift.de/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/44/44_02.pdf (28.12.2023); Junge Kunst im Deutschen Reich, Wien 1943, 27, https://archive.org/details/JungeKunstImDeutschenReich1943_123/page/n27/mode/2up (12.02.2024).

[72] Junge Kunst im Deutschen Reich. Wien 1943, 27, https://archive.org/details/JungeKunstImDeutschenReich1943_123/page/n27/mode/2up (12.02.2024). Vgl. Schmidt 2012, 310; Prölß-Kammerer 2000, 94.

[73] Die NS-Kunstpolitik propagierte Wandmalerei; vgl. Schwarz 2011, 209. Christoffel 1941, 171, schwärmte von der „Bildgebung unter der Führung der Baukunst“.

[74] Jugend Nr. 2, 10. Januar 1939, 23, http://www.jugend-wochenschrift.de/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/44/44_02.pdf (28.12.2023).

[75] Hartewig 2018, 140. Vgl. ebd. 114: „Kunst, die im Dritten Reich entstand, war zu einem großen Teil Auftragskunst. Und sie war angewandte Kunst. Aus ideologischen Gründen erfuhr auch das Kunsthandwerk hohe Wertschätzung.“ Zu Tapisserien im Dritten Reich vgl. Prölß-Kammerer 2000.

[76] Hartewig 2018, 139.

[77] Hartewig 2018, 140; vgl. Prölß-Kammerer 2000, 70 ff.

[78] Jugend Nr. 20, 16. Mai 1939, 386, http://www.jugend-wochenschrift.de/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/44/44_20.pdf (19.02.2024); vgl. Hartewig 2018, 142; Prölß-Kammerer 2000, 217.

[79] Hartewig 2018, 113, 139 f.

[80] Brantl 2007, 55, m. Verw. auf Heilmeyer 1938, 314 ff.: „Die goldene Wandmalerei stammt von Karl-Heinz Dallinger, mit dem das Ehepaar Troost schon seit den Zwanzigerjahren bekannt war“ (Dallinger war noch Student). — Haus der Kunst, Ihr Besuch, Goldene Bar, https://www.hausderkunst.de/ihr-besuch/goldene-bar (05.03.2024): „auf Anregung von Ernst Haiger, dem Architekten der Bar“. — Görl 2010: „Wettbewerb um die Gestaltung der Weinstube“. — Hartewig 2018, 142: „Dieser Umstand lässt eine enge Zusammenarbeit mit dem früh verstorbenen Stararchitekten der Bewegung Paul Ludwig Troost vermuten, die nach dessen unerwarteten Tod 1934 mit dem »Atelier Troost« unter der Leitung der Witwe, Gerdy Troost, fortgesetzt worden sein dürfte.“

[81] Krause 2012, 31, 40; Schwarz 2011, 179.

[82] Krause 2012, 27 ff.

[83] Krause 2012, 29, 32.

[84] Krause 2012, 37. Über vergleichbare Vorrichtungen verfügte auch das Haus der Deutschen Kunst; vgl. Brantl 2007, 53.

[85] Seckendorff 1995, 131, 133 f.

[86] Seckendorff 1995, 138.

[87] Krause 2012, 40; Seckendorff 1995, 142.

[88] Hartewig 2018, 142.

[89] Nach Hartewig 2018, 142, blieb der Bildschmuck der Bar unvollendet, da Dallinger 1940 zu einer Propagandakompanie in den Krieg eingezogen wurde.

[90] Seckendorff 1995, 139, Anm. 105. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht glaubhaft, Dallinger habe in Hinblick seine Arbeit in der »Goldenen Bar« „getönt, Hitler selbst habe sich um die Sache gekümmert“ (Görl 2010).

[91] Schmidt 2012, 310.

[92] Im Untergeschoss des »Führerbaus« befand sich ein Kasino, an dessen Gestaltung Ernst Haiger und ebenfalls Karl Heinz Dallinger beteiligt waren; vgl. Seckendorff 1995, 142. Eine weitere Zusammenarbeit der beiden erfolgte im »Haus Tannhof« im Stadtteil Harlaching, das 1938 als Gästehaus der Stadt München eröffnet wurde. Auch im Münchener Künstlerhaus am Lenbachplatz, das von den Nazis zunächst gleichgeschaltet wurde und zuletzt auf Befehl des »Führers« abgerissen werden sollte, führte Dallinger Wandbilder aus; Jugend Nr. 2, 10.01.1939, 23 (http://www.jugend-wochenschrift.de/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/44/44_02.pdf (28.12.2023); vgl. Schmidt 2012, 310.

[93] Krause 2012, 36.

[94] Krause 2012, 33 ff., 42 f.

[95] GDK Research, https://www.gdk-research.de, GDK1943-A-0079.

[96] Schwarz 2011, 176 f., 189. Zu Speers Sammeltätigkeit Petropoulos 1999, 290 ff. Zu Ankäufen durch Mitglieder der NSDAP-Führungsriege Brantl 2017b, 184.

[97] GDK Research, https://www.gdk-research.de, GDK1940-0178, GDK1940-0179.

[98] GDK Research, https://www.gdk-research.de, GDK1942-0174.

[99] GDK Research, https://www.gdk-research.de, GDK1943-A-0078.

[100] W. P. Schulz, Umgruppierung im Haus der Deutschen Kunst, in: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur 59, München: F Bruckmann 1944, 82, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kfa1943_1944/0125/image,info (11.03.2024).

[101] GDK Research, https://www.gdk-research.de, GDK1937-0112. Vgl. Rede zum Reichserntedankfest 1936, in: Frankenberger Tageblatt, 05.10.1936, 1, https://sachsen.digital/werkansicht/438568/1 (19.02.2024); vgl. Schmidt 2012, 75.

[102] Kunsthandwerk auf der Münchener Ausstellung, in: Innendekoration. Mein Heim, mein Stolz. Die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort, Nr. 49, 1938, 159 u. 171, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/innendekoration1938/0185/image,info (19.02.2024); Prölß-Kammerer 2000, 97.

[103] Ellie Tschauner, Handwerk aus aller Welt. von der internationalen Handwerks-Ausstellung in Berlin, in: Innendekoration. Das behagliche Heim 49, Darmstadt & Stuttgart: Alexander Koch 1938, 342 f., https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/innendekoration1938/0356/image,info (11.03.2024); Robert Pöverlein, Die Raumgestaltung auf der Internationalen Handwerks-Ausstellung in Berlin, in: Der Baumeister 36, Heft 8, August 1938, https://delibra.bg.polsl.pl/dlibra/publication/21281/edition/19738/content (11.03.2024); vgl. Prölß-Kammerer 2000, 128 ff.

[104] Vgl. Hartewig 2018, 142

[105] Büttner 2011, 12.

[106] GDK Research, https://www.gdk-research.de, GDK1941-0169.

[107] Codex Manesse, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Manesse (11.03.2024).

[108] Dollingersage, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Dollingersage (11.03.2024).

[109] Walter Boll, Bolls Wirken im Nationalsozialismus, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Boll#Bolls_Wirken_im_Nationalsozialismus (11.03.2024).

[110] Eugen Trapp, Walter Boll und die Vision vom autogerechten Mittelalter – oder: die verkehrsplanerische Dimension Schöpferischer Denkmalpflege in Regensburg, in: Arbeitskreis Regensburger Herbstsymposium (Hg.), Alte Stadt und moderner Verkehr – Konflikte und Konzepte aus drei Jahrhunderten, Regensburg: Peter Morsbach 2020, 51 f.

[111] Hartewig 2018, 143. Vgl. auch Van der Will 1995, 107: „Those who were excluded from that vision [sc. des Dritten Reichs] were to be enslaved and exterminated, but those included were promised a bright future as a racially pure and culturally harmonious community. Contemporary German artists, amongst them Karl Heinz Dallinger, illustrated this idea in allegorical pictures.“

[112] Schmidt 2012, 310; vgl. Prölß-Kammerer 2000, 255, Anm. 491.

[113] Katholische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte, Domkirche St. Eberhard, https://www.kath-kirche-stuttgart-mitte.de/gemeinden/st-eberhard/domkirche-st-eberhard (11.03.2024); Hartewig 2018, 143.

[114] Opernhaus mit Lichtkugel. Bild soliden Reichtums in der neuen Düsseldorfer Bühne, in: Honnefer Volkszeitung, 25.04.1956, 3, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/SMJVWQEFCACKTIX2DGHY2JTCSZHPIRRX?issuepage=3 (11.03.2024); Opernhaus Düsseldorf, Innenarchitektur, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Opernhaus_D%C3%BCsseldorf#Innenarchitektur (11.03.2024).

[115] Dallinger erhielt den Auftrag anscheinend vermittelt durch den Bayreuther Architekten Hans Reissinger, der während der NS-Zeit »der kleine Speer« genannt wurde; vgl. Michael Weiser, Dunkle Vergangenheit. Die Stadthalle mal jenseits des »Guten und Schönen«, in: Kurier, 06.09.2013, https://www.kurier.de/inhalt.dunkle-vergangenheit-die-stadthalle-mal-jenseits-des-guten-und-schoenen.59ab6595-164d-4d60-9df5-c2135e5b0511.html (11.03.2024).

[116] Hartewig 2018, 143.

[117] Christlieb 1960, 218.

[118] Büttner 2011, 59.

[119] Büttner 2011, 64.

[120] Kennziffer 12345 Edith Müller‐Ortloff, Meersburg, in: Protokoll der Sitzung vom 10.10.1957, Bundesbaudirektion, in: BArch Koblenz, B 157 / 90, zit. n. Büttner 2011, 64.

[121] Abbildungen: Büttner 2011, 63, sowie Museum der 1000 Orte. Kunst am Bau im Auftrag des Bundes seit 1950, https://www.museum-der-1000-orte.de/kunstwerke/kunstwerk/farbfuge (21.02.2024).

[122] Das Gebäude ist ein Entwurf des Architekten Kurt Maenicke (1896-1990), der 1944 auf Joseph Göbbels‘ »Gottbegnadetenliste« von privilegierten Künstlern des NS-Staats gesetzt wurde.

[123] Tatsächlich zeigt die ausladende Lippe an den Öffnungen der Tins eine starke Ähnlichkeit zum „Coley“-Shaker, den David Wondrich und Greg Boehm nach englischen Vorbildern von der Wende zum 20. Jh. entworfen haben; vgl. https://cocktailkingdom.com/products/coley-shaker-silver-plated-epns-520ml-18oz (20.03.2024).

[124] Der aufrichtige und herzliche Dank des Vf. gilt Lars Kläschen, dem Pressesprecher der Siemens AG, der in drei hilfreichen E-Mails im Januar 2024 Auskunft zu dem Verbleib der Dallinger Bilder erteilt hat und überdies auf eigene Initiative Nachforschungen beim firmeneigenen Kunst- und Kulturprogramm angestellt hat.

[125] Christlieb 1960, 219.

[126] Dallinger, Karl Heinrich, in: Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, hg. v. Manfred H. Grieb, München: K. G. Saur 2007, 238; vgl. Schmidt 2012, 310.


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